Pfingstmontag: Deutscher Mühlentag – Wasserkraft – die treibende Kraft fürs Mühlrad

Traditionell am Pfingstmontag, in diesem Jahr am 5. Juni 2017, nehmen über 900 Mühlen am nunmehr 24. Deutschen Mühlentag teil. Wind-, Wasser-, Dampf- und Motormühlen öffnen bundesweit ihre Türen. Sie lassen die Flügel und Wasserräder drehen, setzen die Mahlgänge in Betrieb, laden Gäste zu Führungen, zum Imbiss und zu kleinen Festen ein.

Die Nutzung der Wasserkraft hat in Bayern eine lange Tradition

Mit seinen vielen Gewässern bietet Bayern gute Voraussetzungen zur Nutzung der Wasserkraft. Seit über 100 Jahren wird die Kraft des Wassers in Bayern genutzt. Sichtbares Zeichen dafür waren in früherer Zeit vor allem die zahlreichen Wassermühlen. Oft reihte sich an den Flussläufen Mühle an Mühle, wie z.B. am Sulzbach in Niederbayern. Dort lagen vor nicht allzu langer Zeit auf ca. 25 km Bachlänge noch 15 Getreidemühlen. Geeignete Flächen für Windmühlen gab es im hügeligen Bayern kaum. Somit begann die Stromerzeugung in Bayern mit kleinen Wasserkraftwerken. Sie sind bis heute von zentraler Bedeutung.

Wasserkraft – Bayerns zuverlässigste erneuerbare Energie

„Im Zuge der Energiewende – der Umstellung der Energieerzeugung auf erneuerbare Energien – wird die Wasserkraft vor allem in Bayern eine noch wichtigere Rolle im Energiemix spielen als bisher“, sagte Fritz Schweiger, 1. Vorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern e.V. Denn Wasserkraft ist umweltfreundlich, ressourcenschonend und emissionsfrei, sicher verfügbar, speicherbar und preiswert. Zudem stabilisiert Strom aus Wasserkraft das Stromnetz und bindet die stark schwankende Stromerzeugung aus Photovoltaik und Windkraft besser in das Netz ein.
Rund 14 Prozent des gesamten Stroms werden in Bayern heute von etwa 4.200 Wasserkraftanlagen erzeugt. Unter den erneuerbaren Energien in Bayern nimmt die Wasserkraft die Top-Position ein, gefolgt von Photovoltaik und Biomasse. Zudem weisen Wasserkraftanlagen einen hohen Wirkungsgrad auf.

Verbesserungen für die Umwelt

Wasserkraft verbraucht keine fossilen Brennstoffe, arbeitet völlig CO2-frei und trägt somit wesentlich zum Klimaschutz bei. In Verbindung mit dem Bau von ökologisch orientierten Wasserkraftwerken werden erhebliche Verbesserungen für die Umwelt erreicht. Dazu zählen z.B. der Bau von Fischtreppen und Umgehungsgewässern zur Schaffung von Durchgängigkeit für Fische oder die Gestaltung biologisch wertvoller Land-/Wasser-Wechselzonen im Rahmen einer Wehrsanierung. Nicht zuletzt werden an den Wasserkraftwerken organische Abfälle – wie Äste, Bäume und Laub – bis hin zu Wohlstandsmüll aus dem Fluss gefischt.

Mühlen wird das Wasser abgegraben

Die Zahl der Getreidemühlen in Bayern nahm in den letzten 50 Jahren wie überall in Deutschland stark ab. Gab es 1950 in Deutschland noch fast 19.000 Mühlen, waren es 1980 noch gut 2.500. Heute sind es deutschlandweit 550, in Bayern 150 (Stand: Oktober 2016). „Bei vielen historischen Mühlen und älteren Wasserkraftwerken handelt es sich um Kulturgüter, die mit ihren Gebäuden, Mühlbächen und Auenwäldern seit Jahrhunderten das Bild unserer Kulturlandschaft prägen“, sagte Hans Georg Walzer, Vorsitzender des Bayerischen Landesverbands für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V.

Aber nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch vor dem Hintergrund des Klimawandels, wird Mühlen das Wasser abgegraben. Aufgrund von Regen oder Trockenheit ist die Wassermenge in Flüssen von Natur aus sehr unterschiedlich. Durch diese naturbedingt dynamischen Flusswassermengen können auch
Schwankungen in den jeweiligen Restwassermengen auftreten, was zu Einschränkungen im Betrieb der Anlagen führen kann. Die Wasserkraftwerksbetreiber in Bayern nehmen die wasserrechtlichen Vorgaben für die Restwassermenge in Gewässern sehr ernst. Da Mühlbäche und Stauräume bei Hochwasser und Niedrigständen wertvolle Rückzugsräume für Fische und andere Wassertiere bilden.

Welche Mühlen haben am Pfingstmontag geöffnet?

Die Datenbank „milldatabase“ http://milldatabase.org/home gibt Auskunft, welche Mühle am Deutschen Mühlentag Besucher empfängt. Landesübersichten gibt es auch unter: https://www.muehlen-dgm.de/deutscher-muehlentag/. So laden in Bayern rund 50 Mühlen, darunter über 30 Wasserkraftmühlen ein. Aber nicht nur Mühlen in der Nähe in Deutschland, sondern auch weltweit lassen sich mit der Datenbank suchen und zugleich etwas über ihre technischen Details, über ihre Geschichte und vieles mehr erfahren. Diese umfassenden Informationen werden von registrierten Mühlenforschern eingepflegt und laufend aktualisiert.

24. Deutscher Mühlentag

Schon zum 24. Mal veranstaltet die Deutsche Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung (DGM) e.V. https://www.muehlen-dgm.de zusammen mit ihren Landes- und Regionalverbänden den Deutschen Mühlentag. Im Mittelpunkt des Engagements steht die fachgerechte Erhaltung, Nutzung und Erforschung historischer Mühlen als Zeugen unserer jahrtausendealten Technikgeschichte.
Der Bayerische Landesverband für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V. https://www.muehlen-dgm.de/landesverbaende/muehlen-in-bayern/ setzt sich in Bayern für den Erhalt der Mühlen ein.