Studienreise des Bayerischen Müllerbundes nach Israel

Mit insgesamt 45 Teilnehmern veranstaltete der Bayerische Müllerbund vom 16.-20. März 2017 eine müllerische Studienreise nach Israel. In lieb gewonnener Tradition unternimmt der Müllerbund im Zweijahresrhythmus Studienreisen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten. In den letzten Jahren standen Ziele wie die Ukraine, Brüssel, Türkei, Brasilien, oder wie in diesem Jahr, Israel auf der Reiseliste. Die Teilnehmerzahl war so groß wie noch nie zuvor. Viele der Mitreisenden gaben an, Sie wollten schon lange einmal in das „Heile Land“ reisen. Sicherheitsbedenken und die Berichterstattung in Medien habe aber dazu geführt, dass man ohne erfahrene Begleitung das Reiseziel auf eigene Faust nicht erkunden wollte. Nun hat sich durch die Studienreise des Bayerischen Müllerbundes diese Gelegenheit ergeben, welche die Mitreisenden gerne nutzten. So viel vorab: Die Reisegruppe hat sich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt.

Aufgrund der hohen Anmeldezahlen musste der Hinflug mit zwei Fliegern bewerkstelligt werden. Der erste Teil der Reisegruppe flog mit einem Zwischenstopp über Wien von München aus nach Tel Aviv und konnte bei dieser Gelegenheit weitere Teilnehmer aus Österreich, Hannover und Zürich aufnehmen. Der zweite Teil der Reisegruppe flog non-stopp von München zur Millionenmetropole Tel Aviv. Nach einer langwierigen Einreisebefragung ging es mit zwei Reisebussen sodann zur Stadtrundfahrt in Tel Aviv, die von dem profunden Reiseleiter Dani Mire geführt wurde und der uns auch die ganze Reise hinweg mit seinem ausführlichen geschichtlichen Fachwissen begleitet hat.

Die Müller besichtigten in Tel Aviv unter anderem den Rothschildboulevard, der zum israelischen Nationaltheater Habima sowie zum Trendviertel Neve Tzedek führt und für seine weißen Häuser im Bauhaus-Stil bekannt ist. Auf dem Weg sahen wir das Haus indem die Staatsgründung Israels unterzeichnet wurde sowie die Skulptur mit dem Abbild von Theodor Herzl. Herzl entwarf bereits 1902 in seinem Roman Altneuland die Idee eines neuen Staates Israel unter dem Motto „Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen“. In der hebräischen Übersetzung heißt der Roman von Herzl „Tel Aviv“, wonach die Millionenstadt auch benannt wurde. Nach der Stadtrundfahrt und dem Abendessen gab uns Reiseleiter Dani Mire das israelische Sprichwort mit auf dem Weg für den Abend, der zur freien Verfügung stand: „In Tel Aviv lebt man, in Haifa arbeitet man und in Jerusalem betet man“. Ein Teil der Reisegruppe besichtigte den lebhaften Strand von Tel Aviv, ein anderer Teil stürzte sich in das Nachtleben in der Stadt, die sprichwörtlich niemals schläft. Wir besuchten den Müller Miki Zuckermann, zu dem der mitreisende Paul Bruckmann beste Beziehung pflegt. Er betreibt eine Kleinkunstbühne im Stadtzentrum von Tel Aviv. Eine heimische Live-Band spielte in einem kleinen gut gefüllten Saal und so wurden die Müller Teil des Nachtlebens von Tel Aviv, das man ohne eine gemeinschaftliche Reise mit guten Verbindungen niemals erleben oder erkunden hätte können.

Am zweiten Tag nutzten einige Reiseteilnehmer die frühen Morgenstunden, um den hervorragenden Sandstrand unweit unseres Hotels für ein Bad oder einen Spaziergang zu nutzen. Nach dem Frühstück besuchten wir die Mühle Zuckermann Co. Flour Mill Ltd. in Tel Aviv, die selbigem Müller Miki Zuckermann gehört, der auch die Kleinkunstbühne betreibt, die wir am Vorabend besichtigt haben. Die Mühle beliefert überwiegend Backwarenhersteller rund um Tel Aviv und verfügt über eine Tagesleistung von 150 t Weichweizen. Verarbeitet werden überwiegend internationale Weizenimporte. Lediglich 10 % des Weizens, der insgesamt 1.000.000 t Vermahlung, die in Israel wächst auf heimischen Äckern.

Danach fuhren wir mit dem Bus zur UNESCO-Weltkulturerbestadt Akko – eine der wichtigsten Städte der Kreuzfahrerzeit mit faszinierenden Bauwerken aus dieser Epoche. Weiter ging es am selben Tag zum See Genezareth. Am tiefstgelegenen Süßwassersee der Erde, – 212 m unter dem Meeresspiegel, liegen die antiken Stätten wie in eine Bilderbuchlandschaft eingebettet. Als erstes besichtigten wir den „Berg der Seligpreisung“ auf dem eine Kirche errichtet wurde, die über eine hervorragende Akustik im Baustil eines Oktogons verfügt. Einige Mitreisende nutzten die Gelegenheit, um die Akustik durch das anstimmen eines Liedes selbst zu testen. Der wunderschöne Panorama-Blick auf das „Meer von Galiläa“ rundete den Besuch ab. Nach christlicher Überlieferung ist der Berg der Seligpreisung jener Ort, an dem Jesus die Bergpredigt gehalten hat. Unweit von dort liegt bei Tabgha auch die Brotvermehrungskirche mit den freigelegten byzantinischen Mosaiken, die wir im Anschluss besuchten. Die Brotvermehrungskirche wurde an selbigem Ort errichtet, an dem auch – wie im Matthäusevangelium beschrieben – die wundersame Brot- und Fischvermehrung zur Speisung von fünftausend Gläubigen stattfand. Mit dem Sonnenuntergang am Freitagabend brach sodann auch der Schabbat, also der Ruhetag der Juden an, der in unserem christlichen Wertegefüge dem Sonntag entspricht. Viele Eigenheiten sind mit diesem Tag verbunden, die uns eher fremd sind. So fahren streng gläubige Juden am Schabbat kein Auto. Sie dürfen bei Tageslicht nicht auf die Straße gehen oder auch keinen Aufzug betätigen, was dazu führt, dass in den Hotels die Aufzüge präventiv an allen Stockwerken halten.

Den Schabbat nutzten wir, um in das palästinensisch geprägte Westjordanland oder auch Westbank genannt zu fahren. Ein Kontrollpunkt markierte den Eintritt in das rund 5800 Quadratkilometer große Gebiet, mit rund 2,4 Millionen Bewohnern, dessen Bevölkerung sich aus 83 Prozent Palästinensern und 17 % Juden in 355 israelischen Siedlungen zusammensetzt. Wir fuhren an der Jordanischen Grenze an dem Fluss Jordan entlang und machten in der palästinensischen Stadt Jericho, die als älteste und zudem tiefstgelegene Stadt der Welt bekannt ist, einen kleinen Halt. Mit jedem Kilometer, den wir Richtung Süden fuhren, änderte sich die Landschaft und Vegetation. Während der Norden des Landes, von dem wir vormittags aufgebrochen waren uns grün und fruchtbar erschien, ist der Süden steinig, trocken und wüstenähnlich. Als nächsten Reisehöhepunkt besichtigten wir die Herodes-Festung Massada. Die Seilbahn brachte uns zu der in unglaublicher Höhe erbauten Festungsanlage, welche als letztes Bollwerk der jüdischen Rebellion im Kampf gegen Rom bekannt wurde. Nach der Besichtigung der Festung samt Lebensmittelläger und dem ausgeklügelten Bewässerungssystem, schweifte unser Blick über das Tote Meer und auf die noch sichtbaren Lager der Römer von der Belagerung am Fuße des Berges.

Danach fuhren wir direkt an das Tote Meer. Fast alle Mitreisenden nutzten die Gelegenheit zu einem Bad in „Schwerelosigkeit“ im stark mineralhaltigen Wasser (33%) des Toten Meeres.

Nach einem kleinen Abstecher zur Ahava-Fabrik, bei der hochwertige Produkte und Gesundheitskosmetik erworben werden konnte, die aus den Mineralien des Toten Meeres gewonnen werden, ging es weiter in das kulturelle Herz des Landes – nach Jerusalem. Abends angekommen mussten wir Erfahrungen mit den örtlichen Sitten und Gebräuchen machen. Da Schabbat war, konnten wir unsere Hotelzimmer nicht beziehen. Der Schabbat endet erst am Samstagabend bei Nachteinbruch, wenn drei Sterne am Himmel sichtbar sind. Erst dann beginnt die neue Woche und solange checken die gläubigen Juden aus Ihren Hotelzimmern nicht aus und wir konnten somit nicht einchecken. Nach dem Abendessen fuhren wir gemeinsam zu einer Vorführung der Herodes Light & Sound Show in der Davidszitadelle inmitten der Altstadt von Jerusalem, direkt neben dem Jaffator. Mit beeindruckenden Bildern, die direkt auf die Mauern der Festungsanlage projiziert wurden, konnte die Geschichte Jerusalems in den unterschiedlichen Epochen unter den Byzantinern, Römern, Osmanen etc. miterlebt werden. Anschließend machte sich ein Teil der Gruppe auf, um ihre Zimmer zu beziehen, der andere Teil der Gruppe tauchte in das geschichtsträchtige Nachtleben von Jerusalem ein.

Am christlichen Sonntag, also am jüdischen Montag, besuchten wir die Altstadt von Jerusalem. Der Tag begann mit einem Panoramablick vom Ölberg auf die Stadt der drei Weltreligionen. Zu den Highlights gehörten ohne Zweifel die Besichtigung des Gartens von Gethsemane mit der Dominus-Flevit-Kirche, der Gang über die Via Dolorosa (Kreuzweg), das Durchschreiten des Jaffators sowie die Besichtigung des Österreichischen Hospizes, der Grabeskirche mit dem Salbungsstein Jesu, des Jüdischen Viertels und der Klagemauer. Jerusalem atmet aus jeder Fassade, aus jedem Tor und aus jedem Backstein Geschichte. Bei einem Besuch zu Fuß wird diese Geschichte erlebbar. Es gibt kaum eine andere Stadt in der die gelebte Vergangenheit so präsent ist, wie in Jerusalem. Nachmittags bestand für ein Teil der Gruppe sich nicht weiter an dem touristischen Programm zu beteiligen, sondern die Mühle von Amnon Berezin am Gazastreifen zu besichtigen. Diesen Besuch machten die guten Kontakte von Dr. Andreas Baitinger möglich. Amnon Berezin produziert mit einer kleinen konventionellen Mühle sowie mit einer Steinmühle spezielle jüdische Mehle, mit der er einen Nischenmarkt in Israel bedient. Er erklärte den Müllern das Backen heimischer Gebäcke und warum er einen Teil seines Mehles aus glaubengründen Vakuumverpackt, um die höchste Koschaauslobung zu erreichen. Zudem wurde die hohe Mauer am Rande des Gazastreifens besichtigt und uns erklärt, wie das Alltagsleben der dort lebenden Bevölkerung aussieht.

Am letzten Tag fuhren wir zur neu gebauten Mühle Em Hachita in Jerusalem mit 200 t Tagesleistung. Paul Bruckmann konnte für uns diesen Besuch arrangieren. Die Mühle stellt ausschließlich koschere Mehle her und mahlt auch das bekannte „Matzemehl“ für das Pessachfest. Ansprechpartner und Eigentümer ist Moshe Koka. Er besitzt auch die dazugehörige Bäckerei. Die Mühle vermahlt den Weizen aufgrund der koscheren Herstellung ohne Netzung. Dementsprechend war die Mühle auch technisch ausgelegt. Eine Besonderheit, die zwar nicht aufgrund der koscheren Herstellung notwendig, aber dem Baurecht wegen einer Höhenbeschränkung geschuldet war, ist ein umfangreicher Tiefbau. Die Mühle wird über den Rohrboden betreten. Walzenstühle und Antriebe befinden sich auf den Kellergeschossen – 1 und – 2. Wir bedankten uns sehr herzlich mit einem Bayerischen Löwen und dem Abzeichen des Bayerischen Müllerbundes bei Herrn Moshe Koka und fuhren anschließend in ein Arabisches Dorf zum Mittagessen. Danach machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Flughafen und traten die Heimreise an.

Besonders beeindruckend war die kulturelle Vielfalt des Landes zu spüren, die Sicherheitssituation vor Ort persönlich zu erleben sowie die zahlreichen christlichen Stätten, welche die Wiege unseres abendländischen Glaubens und Wertegefüges verkörpern, zu sehen. Ich hoffe diese Studienreise wird allen Teilnehmer noch lange in Erinnerung bleiben, da sie doch in ein Land führte, das nicht zu den klassischen Urlaubsländern zählt, aber müllerisch und geschichtlich einiges zu bieten hat.

Ein herzliches Dankeschön gilt allen Mitreisenden, für die stets pünktliche und zuverlässige Teilnahme, was bei 45 Mitreisenden keine Selbstverständlichkeit ist. Mein Dank gilt weiterhin Paul Bruckmann, der uns mit seinen guten Kontakten die Türen von zwei Mühlen öffnen konnte, sowie Dr. Andreas Baitinger, der den Kontakt zur Mühle Amnon herstellte und sich an der Reisleitung beteiligte und an das Reisebüro und die Mithilfe von Marita Rodamer, die stets für unsere Anliegen ein offenes Ohr hatte. Wir, das Team des Bayerischen Müllerbundes würden uns freuen, wenn wir Sie auch in zwei Jahren wieder zur nächsten Studienreise nach Südafrika begrüßen könnten, die mit der angebotenen Unterstützung von Familie Vahrenhorst stattfinden wird. Ich hoffe die Eindrücke aus der Reise bleiben Ihnen noch lange präsent – Ihr Dr. Josef Rampl