Besucherrekord bei der Jubiläums-Müllereifachtagung in Volkach am Main

In diesem Jahr feierte die Müllereifachtagung in Volkach ein kleines Jubiläum: Bereits zum 40. Mal fand die allseits beliebte Müllereifachtagung für Getreide, Qualitätsbeurteilung, Technologie und Wirtschaft des Bayerischen Müllerbundes e.V. im unterfränkischen Volkach statt. Der Bayerische Müllerbund lud dazu wie immer seine Mitglieder und alle Interessierten aus der gesamten Agrar- und Ernährungsbranche vom 29. bis 31. Oktober 2015 wieder nach Volkach am Main ein.

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Dass die jährliche Tagung immer beliebter wird und in der Branche bereits zum Pflichttermin gehört, zeigte der enorme Besucherandrang in diesem Jahr. Mit über 270 Teilnehmern aus der Agrar- und Ernährungsbranche konnte der Bayerische Müllerbund in diesem Jahr einen absoluten Besucherrekord verzeichnen, was vielleicht auch an dem „runden Geburtstag“ der Veranstaltung lag. „Der Saal im Volkacher Pfarrheim war noch nie so gefüllt, und dies vom ersten Vortrag am Donnerstagnachmittag bis zum letzten Vortrag am Samstagmittag“ so die einhellige Aussage der anwesenden Vorstände des Bayerischen Müllerbundes.

Auch viele junge Müller und Meisterschüler der Hoppenlauschule in Stuttgart und der Deutschen Müllerschule in Braunschweig konnte der Bayerische Müllerbund heuer in Volkach begrüßen. Aber nicht nur der Vortragssaal war gut gefüllt, auch die Anzahl der Aussteller war noch nie so groß. Die Müllereifachtagung in Volkach bietet nicht nur ein großes Angebot an interessanten und hochaktuellen Vorträgen für die Branche, sondern beherbergt auch eine Vielzahl renommierter Fachaussteller.
Auch aus dem angrenzenden Ausland, wie Österreich, Schweiz, Italien oder Slowenien kommen die Gäste mittlerweile zahlreich und regelmäßig. Die Tagung des Bayerischen Müllerbundes hinterlässt auch bei unseren Nachbarn ein gutes Ansehen. Den Weg nach Volkach nehmen alle gerne auf sich.

Der Vortragssaal war von Beginn der Tagung, am Donnerstagnachmittag bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Präsident des Bayerischen Müllerbundes, Ludwig Kraus, eröffnete die Tagung und moderierte den ersten Themenblock „Getreidewertschöpfungskette“. Die Getreidemärkte werden immer volatiler und sind deshalb immer schlechter „planbar“. Auch die Handelstätigkeiten werden von Jahr zu Jahr undurchsichtiger. Mitunter deshalb war auch in diesem Jahr das Interesse an diesem Themenblock sehr groß. Zum einen wurde Licht ins Dunkel gebracht, was die Strukturveränderungen in der Agrarbranche angehen und was die Konsequenzen daraus für den deutschen Getreidehandel sind. Auch wurde ein sehr interessanter Vortrag zur Entwicklung an den internationalen Getreidemärkten gehalten und hierbei vor allem auf die jeweiligen Chancen aber auch Herausforderungen trefflich eingegangen. Besonders die internationalen Getreidemärkte wirken sich derzeit auf den heimischen Weizenhandel aus. Während die internationalen Leitbörsen vor der Ernte noch eine bullische Tendenz zeigten, so lähmen Sie nun den Export und die Landwirte halten Ihre Ware in der Hoffnung auf steigende Preise zurück. Auch das Thema „Spelzweizen und Gesundheitsaspekte heutiger Weizensorten“ war ein Thema dieses Donnerstagnachmittags. Gerade auch dieser Vortrag wurde von den Tagungsgästen mit Spannung verfolgt. Vor allem aufgrund der Gesundheitswelle, die auch das Getreide erfasst hat, gab dieser Vortrag gerade im Hinblick auf glutenarme/weizenarme Ernährung viele Informationen für Diskussionen mit den Kunden im Mühlenladen.

Danach beantwortete Frau Anke Kähler von Die Bäcker. Zeit für Geschmack e.V. und KNUST eG in Barsinghausen die Frage „Wissen alle Bäcker was Sie tun? – Mehl kann wesentlich mehr!“. Dabei ging Sie der Wertigkeit unseres Rohstoffes Mehl auf den Grund und ermutigte die backende Zunft dazu nicht auf uniforme Produkte zurück zu greifen, sondern die Individualität zu suchen und schmackhafte, einzigartige Produkte herzustellen. Dann gab Dr. Klaus Münzing, ehemals MRI Detmold, einen interessanten Einblick in „Zukünftige Entwicklungstrends und Herausforderungen in der Müllerei“. Ein Vortrag, der aktuell, spannend und wegweisend zugleich war. Dr. Münzing stellte dabei zahlreiche Aspekte vor, wie sich die Mühlenlandschaft in den nächsten Jahren entwickeln kann. Den letzten Vortrag des ersten Tagungstages hielten Ralph Hillebrecht und Peer Hansen zum Thema „Neue wirkungsvolle Ansätze in der Schädlingsbekämpfung“. Hier stellten sie das neue Verfahren der Ozonierung vor, das hier neue Ansätze für das Schädlingsmanagement im Getreidesilo liefert, da es vor allem dort ansetzt, wo derzeit noch kaum chemiearme Produkte hilfreich waren.

Wie jedes Jahr fand am Abend des ersten Tagungstages ein zwangloser Müllerstammtisch in ausgewählten Lokalen in der Volkacher Altstadt statt. Bei gutem fränkischen Essen und Weinen nutzten zahlreiche Müllerinnen und Müller die Gelegenheit sich wieder einmal untereinander fachlich auszutauschen.
Auch der zweite Veranstaltungstag war trotz des Vorabends von Anbeginn an gut besetzt. Im ersten Themenblock dieses Tages, der von Dr. Josef Rampl geleitet wurde, ging es um „Energie und Mühlenmanagement“. Zu Beginn stellte Peter Hirschmann vom Bayerischen Müllerbund Erfahrungen und Ergebnisse der gemeinschaftlichen Beratung für Energiemanagementsysteme in Mühlen vor. Peter Hirschmann begleitet derzeit nahezu 40 Betriebe bei der Einführung eines Energiemanagementsystems bzw. Alternativen Systems. Die Potentiale die sich daraus ergeben sind vielfach beachtlich. In seinem Vortrag präsentierte er zusammenfassend Ergebnisse und Vergleichszahlen, um hier den Tagungsteilnehmern energetische Optimierungspotentiale im Betrieb aufzuzeigen.

Fred Kräutlein von der Wasenmühle in Langenzenn und Dr. Josef Rampl berichteten im Anschluss über Praxiserfahrungen bei der Umsetzung der Wasserkrafteinspeisevergütung von 12,52 Ct nach EEG 2014. Dr. Rampl stellte den rechtlichen Rahmen dar und Fred Kräutlein ging auf seine Praxiserfahrungen in der Umsetzung ein.
Nach einer kurzen Pause sprach Rechtsanwältin Daniela Schnell von Zenk Rechtsänwälte in Hamburg zum Thema „Sind Ihre Außenstände sicher? – Brisante Fallstricke im Insolvenzrecht“. Das Thema Insolvenz wird vielfach unterschätzt. Seitdem auch bereits bezahlte Forderungen in die Insolvenzmasse zurück gefordert werden können, müssen säumige Zahler unter einem neuen Licht betrachtet werden. Dieser Vortrag gab nützliche Tipps, wie damit in der Praxis umgegangen werden kann.

Den letzten Vortrag vor der Mittagspause hielt Dr. Wolfgang Schneider von SES- Stiftung der deutschen Wirtschaft zum Thema „Die zweite Chance für helfende Hände“, der mit großem Interesse verfolgt wurde.

Nach der Mittagspause stellten sich wie jedes Jahr die Fachfirmen vor.

Am Freitagnachmittag, der von Günter Gunzelmann moderiert wurde, ging es rund um die Getreidequalitäten und Getreidezüchtung. Wie jedes Jahr wurde dabei die Brotgetreidequalität der deutschen und bayerischen Ernte 2015 vorgestellt. Hierzu referierten Herr Jens Begemann vom MRI in Detmold und Dr. Robert Aberham vom Labor Aberham in Großaitingen.
Vor der Kaffeepause wurde den Teilnehmern am diesjährigen DON-Vorerntemonitoring wie immer ihr Teilnahmezertifikat durch Peter Eiblmeier, von der LfL, Landesanstalt für Landwirtschaft in Weihenstephan und Dr. Josef Rampl überreicht.

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Nach der Pause referierte Herr Dr. Andreas von Felde von KWS Lochow in Bergen über das durch die Novellierung der Düngeverordnung zukünftig wichtige Thema, welches uns alle in naher Zukunft betreffen wird „Düngeeinschränkung: Auswirkungen der Düngeverordnung auf deutsche Weizen- und Mehlqualitäten“. Aus Sicht der Züchtung setzte er sich mit der Frage auseinander welche Eigenschaften Weizensorten haben müssen und welche Rahmenbedingungen auch seitens der Landwirtschaft geschaffen werden sollten, um bei hochqualitativen Sorten nicht auf den Import angewiesen zu sein. Ein wegweisender Vortrag, der sich mit dieser einschneidenden Thematik auseinandersetzte, die auch in der Mühlenwirtschaft Warenströme, Qualitäten etc. ändern wird.

Den letzten Vortrag am Freitagnachmittag hielt Michael Hofmann, Vorstand der Welthungerhilfe in Bonn zu dem hoch interessanten Thema „800 Millionen Hungernde und Lebensmittelspekulation“. Die Preisbildung an den internationalen Börsen, aber auch die damit verbundenen Risiken müssen diskutiert und abgewogen werden. Michael Hofmann gab einen sehr interessanten Einblick in diese Thematik und beleuchtete die Arbeit der Welthungerhilfe an sich.

Zum Veranstaltungsort des Fränkischen Abends, der sich an den Vortragstag direkt anschloss, fuhren die Tagungsteilnehmer gemeinsam mit vier extra organisierten Bussen. In diesem Jahr führte die Fahrt nach Würzburg in das dortige Congress Centrum.

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In den Panoramaräumen direkt am Main mit atemberaubendem Ausblick, feierten die Müllerinnen und Müller bei gutem Essen, ausgewählten Weinen, faszinierenden und lustigen Darbietungen des bekannten Entertainers Dirk Denzer bis spät in die Nacht gelassen und fröhlich hinein.

Der Fränkische Abend war gespickt mit kurzweiligen Einlagen. Zudem wurden die neue Bayerische Mehlkönigin inthronisiert und die aktuelle Bayerische Mehlkönigin verabschiedet.

Der Präsident des Bayerischen Müllerbundes bedankte sich somit bei der scheidenden Bayerischen Mehlkönigin, Carolina Göggerle, für die Erfüllung ihres Amtes und ihre gute Arbeit als „Gesicht“ und „Botschafterin“ unseres Grundnahrungsmittels Nummer Eins, dem Mehl.
Im Anschluss daran ernannte der Präsident Ludwig Kraus Jennifer Linder aus dem unterfränkischen Sulzfeld im Grabfeld zur neuen Bayerischen Mehlkönigin, gratulierte ihr herzlich und wünschte viel Erfolg bei ihrem ehrenwerten Amt.
Wir möchten Frau Göggerle an dieser Stelle auch noch einmal herzlich für Ihre meisterliche Tätigkeit als Botschafterin unserer Produkte danken und Frau Linder viel Erfolg für Ihre Zeit als Bayerische Mehlkönigin wünschen.

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Auch die Ehrung des besten Ausbildungsbetriebes im Bayerischen Müller-bund stand dieses Jahr auf dem Programm: Dieser ehrenhafte Titel ging in diesem Jahr an die Sauer-Mühle GmbH im oberfränkischen Frensdorf, die bei der Ausbildung ihres Lehrlings Tobias Seidlein hervorragende Arbeit geleistet hat. Mit der herausragenden Gesamtnote von 1,7 legte Tobias Seidlein seine praktische Arbeit ab.

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Für eine große Überraschung sorgten in diesem Jahr die Fachaussteller: Als Chor sangen sie ein Jubiläumsständchen auf die Volkacher Herbstfachtagung.

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Auch am Samstagmorgen war der Vortragssaal trotz einer kurzen Nacht von der ersten Minute an gut gefüllt. Unter der Moderation von Hans Hofmeir drehte sich wieder alles um die Müllereitechnik. Hier wurden unter anderem neue Produkte zur optischen Sortierung in der Getreide-reinigung präsentiert. Auch wurde die Möglichkeit gezeigt, wie Plansichterstapel einfach und leicht modernisiert werden können. Ein hoch interessanter Vortrag von Andreas Kastenmüller und Franz Schmid beschäftigte sich mit der zukunftsweisenden Steuerung am Walzenstuhl mit Walzeneinzelantrieben. Christian Weichs aus Grabing gab Einblicke in rationelle und effiziente Lösungen in der Mehlmischung und Mehllagerung und Christian Rückert aus Landshut stellte Roggenreinigungssysteme zur sicheren Herstellung von Roggenvollkornmehlen und Speisegetreide vor. Den letzten Vortrag hielt Paul Bruckmann aus Lonnerstadt zum Thema „Alles Koscher oder was? – Moderner Mühlenbau mit Spezialanforderungen“.

Der Präsident des Bayerischen Müllerbundes, Ludwig Kraus, dankte in seinem Schlusswort allen Müllerinnen und Müllern für Ihr Kommen und das mitgebrachte Interesse und stellte nochmals die Wichtigkeit der Volkacher Müllereifachtagung in den Vordergrund. Abschließend bat er die Teilnehmer auch in Zukunft diese informative Plattform für die Branche zu nutzen, um sich untereinander auszutauschen, miteinander zu diskutieren, und den eigenen Horizont zu erweitern.