Müllereifachtagung in Volkach am Main – hoch interessante Themen und so viele Besucher wie noch nie!

Jedes Jahr Ende Oktober zieht es die Müller und Müllerinnen von Nah und Fern in das charmante Städtchen Volkach am Main in Unterfranken. Denn zu dieser Zeit findet dort immer die Müllerei-Fachtagung für Getreide, Qualitätsbeurteilung, Technologie und Wirtschaft statt. In diesem Jahr fand diese erfolgreiche Tagung vom 25. bis 27. Oktober bereits zum 43. Mal statt.

Wie in den vergangenen Jahren wurden auch heuer alle Referate wieder gefilmt und können ab sofort kostenlos in der Geschäftsstelle als Video zum nochmaligen Anschauen bezogen werden.

Immer wenn es in Volkach keinen freien Parkplatz mehr gibt und so richtig viel los ist, dann haben die Müller und Müllerinnen das kleine Städtchen wieder in Beschlag genommen. Nach vielen Jahren mit Besucherrekorden konnte der Bayerische Müllerbund in diesem Jahr noch einen draufsetzen und so viele Teilnehmer begrüßen wie noch nie, sodass bereits vom ersten Vortrag am Donnerstagnachmittag bis zum letzten Vortrag am Samstagmittag der Tagungssaal bis auf den letzten Platz gefüllt war. Dies zeigt, dass die Volkacher Müllereifachtagung bei den Teilnehmern im Terminkalender ganz oben steht und in der Branche zum Pflichttermin gehört. So konnte der Bayerische Müllerbund in diesem Jahr mehr als 275 Teilnehmer begrüßen.

Vortragssaal

Den Bayerischen Müllerbund freut vor allem, dass die Tagung wieder die praktischen Problemstellungen der Müller aufgreifen konnte und diese auch ungezwungen in fachlich kompetenter Atmosphäre diskutiert und besprochen wurden.

Neben dem Vortragssaal waren auch die Ausstellungsflächen bis auf den letzten Quadratmeter belegt. Die Anzahl der Aussteller umfasst eine breite Palette an wichtigen und kompetenten Zulieferfirmen für die Mühlenwirtschaft. Auch in diesem Jahr wurde ein extra großes Zelt organisiert, um die Ausstellungsfläche zu vergrößern, denn die Müllereifachtagung in Volkach bietet nicht nur ein großes Angebot an interessanten und hochaktuellen Vorträgen für die Branche, sondern beherbergt auch eine Vielzahl renommierter Fachaussteller mit denen sich ein Austausch über Fachthemen lohnt.

Die Teilnehmer, die extra aus dem angrenzenden Ausland zur Tagung anreisen werden auch jedes Jahr mehr. So freut es den Bayerischen Müllerbund besonders, dass er viele Interessierte aus dem benachbarten Ausland, wie Österreich, Schweiz, Italien und auch Slowenien sowie Polen begrüßen konnte. Dies verdeutlicht die Wichtigkeit der Tagung bei unseren Nachbarn. Der Weg nach Volkach ist niemandem zu weit. Für alle Anwesenden ermöglicht das einen grenzüberschreitenden Erfahrungsaustausch.

Die Tagung eröffnete der Präsident des Bayerischen Müllerbundes, Rudolf Sagberger. Der Ehrenpräsident des Bayerischen Müllerbundes, Ludwig Kraus, moderierte sodann den ersten Themenblock „Getreidewertschöpfungskette“. Das Interesse an diesem wichtigen Themenblock war erwartungsgemäß sehr groß.

Der erste Vortrag der diesjährigen Volkacher Müllereifachtagung wurde von Jochen Geiger von, Beiselen GmbH in Ulm gehalten. Sein Vortrag beleuchtete die diesjährige Getreideernte unter dem Aspekt „Enge Getreidemärkte und steigende Preise – Nationale und internationale Märkte im Fokus schwacher Getreideernten“. Er ging insbesondere auf die Auswirkungen der diesjährigen Dürre und die damit verbundene deutliche Reduzierung der Erntemengen ein. Zudem zeigte er die daraus folgende Wirkung auf nationale und internationale Getreidemärke auf. Danach beleuchtete Jürgen Zankl von Bioland Augsburg den nach wie vor anhaltenden „Bioboom“ in Deutschland. In seinem Vortrag beleuchtete er vor allem die Zukunftsperspektiven, Preisentwicklung und Marktchancen des Biogetreidemarktes.

Das nächste Referat beschäftigte sich mit dem Qualitätsweizenanbau in der Praxis. Dabei zeigte Dr. Herbert Siedler vom AELF in Würzburg die Hürden der neuen Düngeverordnung auf und gab dabei Einblick, mit welchen qualitativen Einschränkungen der Weizenanbau unter künftigen Rahmenbedingungen zu kämpfen hat.

Dr. Friedrich Longing von der Universität Hohenheim demonstrierte in seinem Referat mit dem Titel „Nicht jeder Dinkel bäckt gleich gut: Verschiedene Dinkelsorten – Unterschiedliche Backergebnisse“ die unterschiedlichen Backeigenschaften verschiedener Dinkelsorten.

Danach gab Karl-Dieter Plentz von der Bäckerei Plentz in einem sehr erfrischenden Vortrag einen Ausblick auf „Zukunftschancen und Zukunftsideen für handwerkliche Bäckereien“. Dabei zeigte er viele Möglichkeiten auf, die es nur zu ergreifen gibt. Er verdeutlichte in seinem Vortrag, dass es sich immer lohnt, eine Idee zu verfolgen.

Zum Abschluss des Donnerstag beleuchtete Udo Pollmer aus Gemmingen das in den Popularmedien stark diskutierte und trockene Thema „Weißmehl und Co. – Wirklich ein Dumm- und Krankmacher?“ aus seiner Sicht. Gerade durch seinen kurzweiligen Vortragsstil konnte er das Auditorium packen und fesseln und regte zu inhaltlich kontroversen Diskussionen an.

Wie jedes Jahr fand am Abend des ersten Tagungstages ein zwangloser Müllerstammtisch in ausgewählten Lokalen in der Volkacher Altstadt statt. Bei gutem fränkischen Essen und Weinen nutzten zahlreiche Müllerinnen und Müller die Gelegenheit sich wieder einmal untereinander fachlich auszutauschen.

Auch der zweite Veranstaltungstag war von Anbeginn an gut besetzt. Im ersten Themenblock dieses Tages, der von Herrn Siegfried Ebert geleitet wurde, ging es um „Hygiene und Mühlenmanagement“.

Den Anfang machte hier Dr. Mark Lohmann vom BfR in Berlin mit dem Thema „Unsere Lebensmittel sind sicher! Was heisst hier eigentlich sicher?“ Dabei verdeutlichte er, dass das Sicherheitsverständnis und Sicherheitsbedürfnis der Verbraucher nicht immer logisch sein muss. Trotz der sichersten Lebensmittel „aller Zeiten“ haben Endverbraucher zum Teil unbegründete Ängste, die man als Lebensmittelproduzent besser meiden sollte! Danach referierte RA Rochus Wallau von EDEKA Südbayern in seinem Vortrag zum Thema „Kampagnen, Kontrollen, Gewinnabschöpfung – Was alles auf die Lebensmittelbranche zukommt“. Er zeigte dabei auf, wie NGO´s z.B. foodwatch & Co. arbeiten und dabei die Lebensmittelbranche in Schach halten.

Dr. Jens Begemann vom MRI in Detmold warf danach in seinem Referat die Frage auf „Acrylamid in Backwaren – die Mühlen sollen es richten. Liegt eine effektive Reduktionsmöglichkeit wirklich in der Hand des Müllers?“ Wie so oft, so auch beim Stoff Acrylamid, sollen die Mühlen mit dem Ausgangsprodukt die Probleme lösen. Doch bei Acrylamid sind die Möglichkeiten im Rohstoff begrenzt. Die größere Hebelwirkung liegt beim Bäcker selbst, was der Vortrag verdeutlichte.

Nach einer kurzen Pause widmete sich André Appeldorn von Hentschke und Sawatzki in Neumünster, dem wichtigen Thema „Vorratsschutzmittel vs. Biozide – Wer darf was, wo unter welchen Voraussetzungen anwenden“. Durch laufende legislative Änderungen ist die Rechtslage im Vorratsschutz weiterhin in Bewegung. Deshalb war dieses Update in Sachen Vorratsschutz ein überaus wichtig für die Branche.

Vor der Mittagspause gab Dr. Peri Kholghi, Beratung für Personalentwicklung, Dienstleisterin der BGN, „Tipps für eine gesunde Mitarbeiterführung ohne Stress und Aufregung.“ Wer kennt die Probleme nicht: Verärgerte Kunden und dann klappt auch noch etwas im Betrieb nicht, weil sich ein Mitarbeiter falsch verhalten oder Ihre Anweisungen nicht konkret umgesetzt hat. Dr. Kholghi gab in spielerischer Weise wertvolle Tipps, wie Ihr Blutdruck trotzdem niedrig bleibt und Sie möglichst ohne Stress und Aufregung den Arbeitsalltag meistern.

Nach der Mittagspause stellten sich wie jedes Jahr die Fachfirmen vor.

Am Freitagnachmittag, der von Rudolf Sagberger moderiert wurde, ging es traditionell rund um die Getreidequalitäten und Getreidezüchtung. Wie jedes Jahr wurde dabei die Brotgetreidequalität der deutschen und bayerischen Ernte 2018 vorgestellt. Hierzu referierten Dr. Jens Begemann vom MRI in Detmold und Dr. Robert Aberham vom Labor Aberham in Großaitingen.

Vor der Kaffeepause wurde den Teilnehmern am diesjährigen DON-Vorerntemonitoring ihr Teilnahmezertifikat durch Peter Eiblmeier, von der LfL, Landesanstalt für Landwirtschaft in Weihenstephan und Dr. Josef Rampl überreicht.

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Nach der Pause konnten wir mit Paulina Kaschel Siebert aus Chile einen Blick über den Tellerrand werfen. Sie stellte in ihrem Vortrag dabei das „Innovative Getreideerfassungs- und Bewertungssystem der Molinos Kunstmann in Chile“ vor.

Dr. Lorenz Hartl von der LfL in Freising sprach danach über ein für die Müllerei wichtiges Thema: „Zukunftsträchtige Sorten und deren müllerisches Potential“. In dem Forschungsprojekt „Qualiback“ untersucht die Landesanstalt für Landwirtschaft derzeit das müllerische Potential unterschiedlicher Sorten unter den neuen Düngebedingungen der Düngeverordnung. Dr. Hartl gab dabei einen ersten Zwischenbericht seiner Forschungen.

Den letzten Vortrag am Freitagnachmittag hielt Dr. Harry Lehmann vom Umweltbundesamt UBA in Dessau. Sein spannendes zukunftsweisendes Thema befasste sich mit der „Energiewende in Deutschland: Atom- und Kohleausstieg und nun? Mit dem Atomausstieg 2022 und dem Kohleausstieg 2050 stellt Deutschland die Energieversorgung auf den Kopf. Sind diese Ziele zu schaffen? Wenn ja, wie und vor allem was kostet es? Diese Fragen beantwortete Herr Dr. Lehmann in einem interessanten und fesselnden Vortrag.

Wie jedes Jahr fand am Freitagabend der allseits beliebte „Fränkische Abend“ statt. In diesem Jahr scheute der Bayerische Müllerbund weder Kosten noch Mühen und so fuhren eigens organisierte Busse die Tagungsteilnehmer nach Würzburg um dort im Weltkulturerbe „Residenzweinkeller“ diesen Abend im Rahmen eines Fränkischen Wein-festes zu begehen. So feierten die Müllerinnen und Müller und Gäste im historischen, weltberühmten Weinkeller, dem ehemaligen „Fürst-bischöflichen Hofkeller“ tief unter der Würzburger Residenz in stilvoller, atemberaubender und einzigartiger Kulisse bei gutem Essen, ausgewählten Weinen und musikalischer Umrahmung die gelungene Veranstaltung.

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Der Samstag war trotz des vorabendlichen Festes und einer kurzen Nacht schon morgens sehr gut besucht. Unter der Moderation von Hans Hofmeir drehte sich wieder alles um die Müllereitechnik. In diesem Themenblock wurden zahlreiche technische Themen und Neuerungen belichtet. So hielt beispielsweise Frank Cordesmeyer von der Bühler AG in Uzwil einen Vortrag über „Alternative Proteinquellen in der Zukunft“.

Der zweite Vortrag am Samstag wurde von Jan Gausepohl und Heinrich Dönselmann von Gausepohl Concepts/HDT gehalten. Der Titel des Vortrags lautete: „Kontrollierte Prozessraumbelüftung in Mühlengebäuden – Effiziente Mehrwerte außerhalb des Vermahlungssystems schaffen“.

Christian Rückert aus Landshut stellte danach „Effiziente Roggenreinigungs-systeme mit Spezialvermahlung“ vor. Nach einer kurzen Pause stellte Franz Schmid von der Kastenmüller GmbH aus Martinsried Beispiele für die „Modernisierung von Mühlenbetrieben mit innovativer Technik mit Beispiel einer Investitionsrechnung“ vor.

Georg Schafler von Bühler in Uzwil demonstrierte danach in seinem Vortrag „Maschinelle Innovation vor und in der Vermahlung“ die aktuellsten Entwicklungen der Fima Bühler für die Mühlenwirtschaft.

Das Thema Hygiene nimmt in den Mühlen immer mehr Raum ein. Frank Iftner und Paul Bruckmann aus Lonnerstadt erläuterten deshalb in ihrem Referat Möglichkeiten zur „Hygienischen Modernisierung von Mehltransportwegen in Mühlen“.

Den Abschluss der Volkacher Herbstfachtagung machte in diesem Jahr Dr. Josef Rampl vom Bayerischen Müllerbund, in dem er die umfangeichen Leistungen des Bayerischen Müllerbundes vorstellte und die Vorteile einer starken Gemeinschaft aufzeigte.

Der Präsident des Bayerischen Müllerbundes, Rudolf Sagberger, dankte in seinem Schlusswort allen Müllerinnen und Müllern für ihr Kommen und das mitgebrachte Interesse und stellte nochmals die Wichtigkeit der Volkacher Müllereifachtagung für den Informationstransfer in der Branche in den Vordergrund. Abschließend bat er die Teilnehmer auch in Zukunft diese informative Plattform zu nutzen, um sich untereinander auszutauschen, miteinander zu diskutieren, und den eigenen Horizont zu erweitern.