41. Müllereifachtagung in Volkach am Main – Noch nie so viele Besucher

Jedes Jahr Ende Oktober wenn die Straßen und Gassen voller sind als sonst, ist es wieder soweit: Müller von überall her sind zur Müllerei-Fachtagung für Getreide, Qualitätsbeurteilung, Technologie und Wirtschaft ins unterfränkische Volkach am Main gekommen.

In diesem Jahr fand die Herbstfachtagung vom 27. bis 29. Oktober 2016 bereits zum 41. Mal statt.

Wie jedes Jahr hat der Bayerische Müllerbund, der die Tagung veranstaltet, seine Mitglieder und alle Interessierten aus der deutschsprachigen Mühlenbranche dazu eingeladen.

Dass die jährliche Tagung bei den Teilnehmern im Terminkalender ganz oben steht und in der Branche bereits zum Pflichttermin gehört, zeigte der noch nie dagewesene Besucherandrang in diesem Jahr. Mit über 275 Teilnehmern aus der Agrar- und Ernährungsbranche konnte der Bayerische Müllerbund in diesem Jahr einen absoluten Besucherrekord verzeichnen.

Der Saal im Volkacher Pfarrheim war wie bereits in den letzten Jahren auch vom ersten Vortrag am Donnerstagnachmittag bis zum letzten Vortrag am Samstagmittag gut gefüllt. Auch im Foyer standen zahlreiche renommierte Aussteller für gute fachliche Gespräche durchweg zur Verfügung.

Den Bayerischen Müllerbund freut vor allem sehr, dass die Tagung wieder die praktischen Problemstellungen der Müller aufgreifen konnte und diese auch ungezwungen in fachlich kompetenter Atmosphäre diskutiert und besprochen werden konnten.

Aber nicht nur der Vortragssaal war gut gefüllt, auch die Anzahl der Aussteller wird immer größer, sodass auch in diesem Jahr wieder ein extra Zelt organisiert wurde, um die Ausstellungsfläche zu vergrößern, denn die Müllereifachtagung in Volkach bietet nicht nur ein großes Angebot an interessanten und hochaktuellen Vorträgen für die Branche, sondern beherbergt auch eine Vielzahl renommierter Fachaussteller.

Auch aus dem angrenzenden Ausland, wie Österreich, Schweiz, Italien und auch Slowenien kommen die Gäste mittlerweile regelmäßig. Das zeigt, dass die Tagung des Bayerischen Müllerbundes auch bei unseren Nachbarn ein immer höheres Ansehen bekommt. Der Weg nach Volkach ist niemandem zu weit.

Wie in jedem Jahr eröffnete der Präsident des Bayerischen Müllerbundes, Ludwig Kraus, die Tagung und moderierte den ersten Themenblock „Getreidewertschöpfungskette“. Wie bereits in den Jahren zuvor war das Interesse an diesem Themenblock sehr groß. Die Müllerinnen und Müller wissen, dass die Getreidemärkte sich grundlegend verändert haben und kaum mehr planbar sind und es deshalb immer wichtiger wird, sich darüber zu informieren. Der erste Vortrag der diesjährigen Volkacher Müllereifachtagung wurde von der Branchenkennerin und Marktanalystin Wienke von Schenck von der Agrarmarktinformationsgesellschaft (AMI) in Bonn gehalten. Besonders in diesem Jahr täuschen die Mengen und Qualitäten der heimischen Getreideernte bei der Preisbildung im Gegensatz zur weltweiten Getreidesituation. Welchen Einfluss hat die Getreideernte vor Ort in diesem Kontext noch auf die Preisbildung? Diese und andere Fragen beantwortete Fachfrau Wienke von Schenck in Ihrem interessanten Vortrag.

Danach sprach Herr Jochen Geiger vom Agrarhandelsunternehmen Beiselen in Ulm über das Thema „Entwicklungen am nationalen Getreidemarkt – Veränderte Anforderungen an den Getreidehandel aus der Mühlen- und Lebensmittelwirtschaft“.

Herr Geiger ging dabei neben seiner Analyse zum heimischen Getreidemarkt auch auf die veränderten Anforderungen der Mühlen beim Rohstoff Getreide ein.

Frau Dr. Haase von Eurofins Genomics in Ebersberg erläuterte in Ihrem anschließenden Vortrag, wie sich Weizen und Dinkel durch Ihre DNA unterscheiden und wie dadurch Weizenspuren in Dinkelprodukte mit neuen Untersuchungsmethoden mit einer hohen Genauigkeit und Sicherheit nachgewiesen werden können.

Nach einer kurzen Pause versuchte Erfolgsbäcker Josef Hinkel aus Düsseldorf die zugegebener Maßen überspitzte Frage zu beantworten „Erfolgsmodell Handwerksbäckerei – Überholt oder mit den richtigen Ansätzen ein Kassenschlager?“ Während Josef Hinkel den Geschmack der Kunden trifft und seine überwiegenden Hauptumsätze mit mehlintensiven Backwaren, wie Brot und Semmeln generiert, schaffen es einige seiner Kollegen nicht, die Kunden mit ihren Waren anzusprechen. Josef Hinkel gab hier viele Tipps, die Sie an Ihre Bäckerkunden weitergeben sollten.

Danach stellte Erik Struß von der Commerzbank AG in Frankfurt anhand einer Stärken- und Schwächenanalyse die derzeitigen Risiken aber auch die künftigen Chancen der Getreidewertschöpfungskette heraus. Den letzten Vortrag des Donnerstagnachmittags hielt Michael Gusko von GoodMills Innovation in Hamburg. Herr Gusko wagte einen Blick über den Tellerrand der Mühlenwirtschaft und stellte die Wahrnehmung der Kunden von uns und unseren Produkten dar, was beim Auditorium zum Teil zu positivem Staunen führte.

Wie jedes Jahr fand am Abend des ersten Tagungstages ein zwangloser Müllerstammtisch in ausgewählten Lokalen in der Volkacher Altstadt statt. Bei gutem fränkischen Essen und guten Weinen nutzten zahlreiche Müllerinnen und Müller die Gelegenheit sich wieder einmal untereinander fachlich und auch privat auszutauschen.

Auch der zweite Veranstaltungstag war trotz des Vorabends von Anbeginn gut besucht. Im ersten Themenblock dieses Tages, der von Herrn Ebert von der Schlottermühle geleitet wurde, ging es um „Hygiene und Mühlenmanagement“. Den Anfang machte hier Daniel Blattert von der Blattert-Mühle in Bonndorf. Er sprach zum Thema „Rohrinnenreinigung mit Innovation leicht gemacht“ und stellte seine einfache aber doch hoch effektive Innovation vor.

Danach gaben Ralph Hillebrecht und Peer Hansen aus Glonn einen praktischen Erfahrungsbericht zur Getreidehygienisierung ab und schlossen damit an das Referat zur Getreideozonierung aus dem letzten Jahr an und konnten so über die Erfahrungen berichten, die sie seither gesammelt hatten.

Vor der Pause überreichte Herr Dr. Rampl im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, Frau Ulrike Scharf, die Teilnahmeurkunden an die Mühlen, die beim Umweltpakt Bayern mitgemacht haben. Jede Mühle, die am Umweltpakt Bayern teilnimmt, leistet einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz in Bayern.

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Nach einer kurzen Pause gab Guido Badjura, von der Datev e.G. in Nürnberg Tipps zum Forderungsmanagement. Ziel eines jeden Unternehmers sollte sein, seine Forderungsausfälle so gering wie möglich zu halten. Doch leider gelingt das nicht immer.

Im Anschluss zeigte Dr. Andreas Baitinger von der Gewerblichen Schule im Hoppenlau in Stuttgart in seinem Vortrag „Zukunft der müllerischen Ausbildung in den Fachrichtungen Müllerei und Agrarlager“ den Sachstand der neuen Ausbildungsberufe auf. Der Ausbildungsberuf der Müller soll in den ersten beiden Jahren um die neue Ausbildungsrichtung „Agrarlager“ ergänzt werden. Dazu wird in den ersten beiden Jahren eine gemeinsame Beschulung stattfinden.

Vor der Mittagspause gab Herbert Utz von Max57 Verhandlungstechnik in München in seinem Vortrag „Verhandeln Sie sich nicht um Kopf und Kragen“ Verhandlungstipps. Alle Müller kennen das: Mehl zu verkaufen kann schwierig sein. Besonders dann, wenn als letztes Verhandlungsargument nur mehr der Preis bleibt. Hier erklärte der Profi in seinem sehr anschaulichen Vortrag, wie Sie richtig in Verhandlungen auftreten.

Nach der Mittagspause stellten sich wie jedes Jahr die Fachfirmen vor.

Am Freitagnachmittag, der von Dr. Josef Rampl moderiert wurde, ging es rund um die Getreidequalitäten und Getreidezüchtung. Wie jedes Jahr wurde dabei von Herrn Jens Begemann vom MRI in Detmold und Herrn Dr. Robert Aberham vom Labor Aberham in Großaitingen, die Brotgetreidequalität der deutschen und bayerischen Ernte 2016 vorgestellt.

Vor der Kaffeepause wurde den Teilnehmern am diesjährigen DON-Vorerntemonitoring ihr Teilnahmezertifikat durch Peter Eiblmeier, von der LfL Landesanstalt für Landwirtschaft in Weihenstephan und Dr. Josef Rampl überreicht.

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Im zweiten Teil des Freitagnachmittags ging Herr Dr. Lorenz Hartl von der LfL in Freising in seinem Vortrag auf die „müllerische Eigenschaften aktueller Weizensorten und deren Verwendungs- und Einsatzpotential“ ein. Dabei stellte er die Fähigkeiten, Potentiale und auch die Mischungseigenschaften heutiger Weizensorten dar. Ein Vortrag, der besonders im Hinblick auf die in 2017 anstehende Düngebeschränkung sehr interessant war.

Im Anschluss daran, ging Martin Erhardsberger vom Bayerischen Bauernverband in München auf die Düngeverordnung ein. Sein Vortrag hierzu lautete „Gefährden Düngeverordnung & Co. den Anbau von Qualitätsweizen in Deutschland? Er gab aus Sicht des Bauernverbandes seine Einschätzungen aus der Landwirtschaft ab und vor allem mit welchen Qualitäten wir in Zukunft noch rechnen können.

Den letzten Vortrag am Freitagnachmittag hielt Albrecht Karge von der biotask AG in Esslingen. Herr Karge berichtete in seinem Vortrag von den Ergebnissen und Erfahrungswerten in der Roggenreinigung zur Reduktion von Mutterkornalkaloiden. Das Thema Mutterkornalkaloide wird in der Müllerei ein Dauerthema bleiben, gerade deshalb war dieser Vortrag sehr interessant und wichtig um ggf. mögliche Schritte auch in Ihrem Betrieb einzuleiten.

Direkt im Anschluss an den letzten Vortrag begaben sich dann alle Tagungsteilnehmer zum Busparkplatz, um wieder gemeinsam zum allseits beliebten Fränkischen Abend zu fahren

Dieses Jahr führte der Weg auf das Schloss Sulzheim. Die Teilnehmer erwartete ein festliches Ritteressen in entsprechend historischen Gemäuern. Bei Musik, gut bürgerlichem Essen und ausgewählten Weinen und geselligen Gesprächen feierten die Müllerinnen und Müller bis tief in die Nacht hinein. Die Mehlkönigin unterstützte spontan die Musik auf der Flöte und zeigte ihr musikalisches Können.

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Auch am Samstagmorgen war der Vortragssaal von der ersten Minute an wieder gut gefüllt. Unter der Moderation von Hans Hofmeir drehte sich, wie immer am Samstag, alles um die Müllereitechnik.

Zu Beginn dieses Themenblocks sprach Herr Dr. Münzing aus Saint-Louis, Frankreich, über Spezial-Backmehle aus Dinkel, Emmer- und Durumweizen und ging dabei vor allem auf die Herstellung und Verarbeitung in der Mühle und Bäckerei ein. Herr Dr. Münzing stellte hier vor allem praktische Verarbeitungstipps in der Mühle in den Vordergrund, die für die Herstellung von Spezialprodukten und Nischenerzeugnissen unabdingbar sind.

Dietmar Heinemann von Bühler in Braunschweig stellte danach in seinem Vortrag vor, wie in Mühlen beim Mahlen, Fördern und Steuern Energieeinsparungen realisiert werden können. Im Anschluss gab Franz Schmid von der Firma Kastenmüller in Martinsried einen hochinteresanten Praxisbericht über die Planung, Montage sowie Vermahlungsergebnisse beim Neubau einer kombinierten Mühle mit der neuen Antriebstechnik Varomill ab. Das Besondere war hier, dass die neue Antriebstechnik es zulässt, jede Walze mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten anzutreiben, was neue und vielschichtige Einsatzmöglichkeiten bei der Herstellung von Mahlerzeugnissen ermöglicht, da nicht mehr mit starren Übersetzungen gearbeitet werden muss.

Nach einer kurzen Pause zeigte Elisabeth Hawellek aus Neu-Ulm in Vertretung Ihres Vaters Karl-Heinz Hawellek internationale Praxisbeispiele zur Verbesserung der Mühlenhygiene für die präventive Schädlingsbekämpfung auf. Sie veranschaulichte dabei den Hygienestatus von international arbeitenden Betrieben und präsentierte die dortigen Erfahrungen bei der präventiven Schädlingsreduzierung. Unterstützt wurde Sie durch den Praxisbericht eines türkischen Mühlenbetreibers.

Danach zeigte Christian Rückert aus Landshut in seinem Vortrag den Umbau und die Modernisierung einer Handwerksmühle und berichtete über die positiven Erfahrungen und Verbesserungen, die mit dem Umbau erreicht werden konnten.

Den Abschluss der diesjährigen Volkacher Herbstfachtagung machte die Firma Paul Bruckmann aus Lonnerstadt. In dem Vortrag wurde gezeigt, wie mit neuen Techniken die Planung noch genauer und für den Müller virtuell begreifbar gemacht werden kann.

Der Präsident des Bayerischen Müllerbundes, Ludwig Kraus, dankte in seinem Schlusswort allen Müllerinnen und Müllern für Ihr Kommen und das mitgebrachte Interesse und stellte nochmals die Wichtigkeit der Volkacher Müllereifachtagung als Treffpunkt und Diskussionsplattform für die gesamte Mühlenbranche in den Vordergrund. Abschließend bat er die Teilnehmer auch in Zukunft diese informative Plattform für die Branche zu nutzen, um sich untereinander fachlich auszutauschen und miteinander zu diskutieren, um den eigenen Horizont zu erweitern.

Alle Vorträge können als Video bezogen werden:

Wie bereits im letzten Jahr, wurde die Veranstaltung auch heuer wieder gefilmt. Alle Vorträge sind kostenlos in der Geschäftsstelle zum nochmaligen Anschauen zu beziehen.