Interessante Müllereifachtagung in Volkach am Main gut besucht

Nachdem die Müllereiherbstfachtagung in Volkach am Main im vergangenen Jahr pandemiebedingt nur online stattfinden konnte, war es in diesem Jahr unter konsequenter Anwendung der 3G Plus-Regel wieder möglich vor Ort in Volkach zu tagen.

Dass die Müllerinnen und Müller gerne wieder nach Volkach gereist sind, um sich über wichtige Themen der Branche zu informieren, verdeutlichte die hohe Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Neben den hoch interessanten Vorträgen stand auch die Ehrung des besten Ausbildungsbetriebes auf dem Programm. Als „Highlight“ wurde in diesem Jahr eine neue Mehlkönigin inthronisiert.

Pandemiebedingt war die Anzahl der Teilnehmer nicht ganz so hoch wie in vergangenen Jahren, aber es haben sich dennoch über 250 Personen auf den Weg zur Veranstaltung nach Volkach gemacht. Die Müllereifachtagung bietet neben interessanten und hochaktuellen Vorträgen eine Vielzahl an Ausstellern von wichtigen und kompetenten Zulieferfirmen für die Mühlenwirtschaft.

Es freut uns, dass auch in diesem „ungewöhnlichen“ Jahr die Gäste nicht nur aus Bayern und Deutschland anreisten, sondern auch aus dem benachbarten Ausland, wie Österreich, Schweiz und auch Slowenien sowie Polen, was die Wichtigkeit der Tagung auch bei unseren Nachbarn unterstreicht. Für alle Anwesenden ermöglicht das einen grenzüberschreitenden Erfahrungsaustausch.20211029_111958

Pünktlich eröffnete der Präsident des Bayerischen Müllerbundes, Rudolf Sagberger, am Donnerstagmittag die 46. Müllereiherbstfachtagung. Der erste Vortrag der diesjährigen Tagung wurde von Jörg-Simon Immerz, Leiter Erzeugnisse Agrar bei der BayWa AG München, gehalten. Aus aktuellem Anlass referierte er über „Schwache Qualitäten und volatile Märkte – Herausfordernde Entwicklung der Getreidemärkte im Wirtschaftsjahr 2021/2022“. Die diesjährige Getreideernte ist in Deutschland sehr heterogen ausgefallen und regional lassen die Qualitäten deutlich zu wünschen übrig. Auf der anderen Seite ziehen die Getreidepreise immer weiter an und die Versorgung mit Qualitätsweizen ist ausgesprochen schwach. Herr Immerz ging in seinem Vortrag vor allem auf die Herausforderungen ein, die im aktuellen Getreidewirtschaftsjahr auf die Mühlen zukommen werden.

Danach sprach Jochen Geiger von der Beiselen GmbH in Ulm zum Thema „Quo vadis Biogetreidemärkte: Neue Anforderungen des Einzelhandels in Verbindung mit steigenden Verbrauchererwartungen“. Herr Geiger berichtete darüber, welche Forderungen der Einzelhandel gegenüber der Bio-Getreidewertschöpfungskette definiert, um den aus seiner Sicht geänderten Verbrauchererwartungen gerecht zu werden.

Im Anschluss daran sprach Thomas Zehnter von Main-Öko und Main-Korn aus Würzburg über die Ziele und das Konzept von Main-Öko und Main-Korn und ging dabei auf die Vermarktungssituation der Ernte 2021 aus Sicht der Landwirte ein.

Nach einer kurzen Pause referierte Herr Ulf Müller, Leiter Qualitätsmanagement bei Goodmills Deutschland über das Thema „Allergene Kreuzkontaminationen im Getreide – Herausforderungen für die vorgelagerte Getreidekette und die Mühlen“. Im Mittelpunkt standen hier unvermeidbare Kreuzkontaminationen z.B. mit Soja auf den Vorstufen der Mühlen. Allergene Einträge, die spätestens im Mehl genau gemessen werden und die uns Mühlen vor große Herausforderungen stellen.

Sascha Behrens von der Foss GmbH in Hamburg gab danach einen kurzen Einblick in die „Neuheit bei der Mykotoxin Schnelltestung“. Im Anschluss daran sprach Christian Guschker von der Regierung von Unterfranken über das Thema „Wasserschutzbrot – Grundwasserschutz zum Genießen!“ Landwirte, Müller und Bäcker verpflichten sich beim Wasserschutzbrot gemeinsam für mehr Grundwasserschutz und stellen dafür Düngeregeln auf. Beim Bäcker wird für freiwilligen Grundwasserschutz bei den Brotkunden geworben.

Zum Abschluss des Donnerstags gab Michael Hiestand von der Meyermühle in Landshut einen Erfahrungsbericht ab. Sein Vortragsthema lautete: „Nachhaltigkeit: Der Weg zur klimaneutralen Mühle“. Das Thema Nachhaltigkeit und Klimaneutralität ist eines der großen Zukunftsthemen – auch in der Mühlenwirtschaft. Michael Hiestand gab uns einen Einblick in Form eines Erfahrungsberichtes, wie sich die Meyermühle auf dem Weg zur klimaneutralen Mühle gemacht hat, welche Herausforderungen es gab und wie dieses Ziel erreicht wurde.

Wie jedes Jahr fand am Abend des ersten Tagungstages ein zwangloser Müllerstammtisch in ausgewählten Lokalen in der Volkacher Altstadt statt. Bei gutem fränkischen Essen und Weinen nutzten zahlreiche Müllerinnen und Müller die Gelegenheit, sich wieder einmal untereinander fachlich auszutauschen.

Am Freitagmorgen wurde der erste Vortrag von Manuel Gehrke von der BGN in Hannover gehalten. Sein Thema lautete: „Schnell kann es passieren – Unfälle in Mühlen und Mischfutterwerken“. Manuel Gehrke gab uns einen Einblick in die klassischen Betriebsunfälle in der Mühlenbranche und gab praktische Tipps, wie diese vermieden werden können.

Das zweite Referat am Freitag lautete „Verwertung von Mühlennachprodukten zu proteinreichen, innovativen Futtermitteln“ und wurde von Wolfgang Westermeier von Farminsect in Bergkirchen gehalten. Die Firma Farminsect hat sich auf die Erzeugung von proteinreichen Futtermitteln aus Insekten spezialisiert. Als Ausgangsmaterialien dienen Mühlennachprodukte wie Kleie und Grießkleie.

Nach einer kurzen Pause referierte Prof. Dr. Friedrich Longin von der Universität Hohenheim über das Thema: „Aller Unkenrufe zum Trotz: Weizen macht immer noch nicht krank und dumm – Update zu Fodmap, ATI und Verträglichkeit!“ Prof. Longin berichtete dabei über die neusten Erkenntnisse bzgl. des aktuellen Forschungsstandes zum Thema Unverträglichkeiten von Weizen.

„Von der Bohne zum Burger“ lautete der nächste Vortragstitel von Alexandra Londono Baderschneider und Dr.-Ing. Christoph Schill von der Bühler AG in Uzwil. Beide Referenten gaben einen Einblick über die Verarbeitung von pflanzlichen Produkten zu innovativen Lebensmitteln und über mögliche neue Märkte für die Mühlenwirtschaft.

Vor der Mittagspause stellte Martin Hofmeir von ThermoNox in Fahlenbach „Erste Erfahrungsberichte bei der Siloentwesung mit dem ThermoNoxilo“ vor. Der ThermoNoxilo ist nun seit über einem Jahr im praktischen Einsatz bei der Siloentwesung. Martin Hofmeir demonstrierte in seinem Vortrag praktische Anwendungsfälle und Möglichkeiten der neuen Technik bei der Wärmeentwesung von Silozellen.

Nach der Mittagspause stellten sich wie jedes Jahr die Fachfirmen vor.

Am Freitagnachmittag ging es rund um die Getreidequalitäten und Getreidezüchtung.

Wie jedes Jahr wurde dabei die Brotgetreidequalität der deutschen und bayerischen Ernte 2021 vorgestellt. Hierzu referierten Herr Jens Begemann vom MRI in Detmold und Dr. Robert Aberham vom Labor Aberham in Großaitingen.

Danach referierte Klaus Schröder von der Bindewald GmbH in Bischheim zum Thema „Mehlqualität natürlich mit Malzmehl eingestellt“ und nannte die Vorteile einer müllerischen Verwendung von Malzmehl.

Vor der Kaffeepause wurde den Teilnehmern am diesjährigen DON-Vorerntemonitoring ihr Teilnahmezertifikat durch Peter Eiblmeier, von der LfL, Landesanstalt für Landwirtschaft in Weihenstephan und Dr. Josef Rampl überreicht. Allen teilnehmenden Mühlen nochmals ein herzliches Dankeschön.

Nach der Pause stellte Dr. Lorenz Hartl von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising die „Aktuelle Sortenentwicklung bei Winterweizen, Dinkel und Roggen“ vor und ging  hierbei insbesondere auf die „Sorteneigenschaften und Backqualitäten“ der neu auf dem Markt zugelassenen und empfohlenen Sorten ein.

Den letzten Vortrag am Freitagnachmittag hielt Prof. Dr. Peter Köhler von der biotask AG in Esslingen. Er sprach in erster Linie über „Mutterkornalkaloide bei Weizen und Roggen“ und ging auf die Ergebnisse des Europäischen Getreidemonitorings im Lichte der neuen EU-Gesetzgebung ein.

IMG-20211030-WA0001

Der Fränkische Abend führte in diesem Jahr in das Schloss Sulzheim. Bei gutem Essen und ausgewählten Weinen konnten sich die Tagungsteilnehmer wieder einmal richtig miteinander austauschen. Dieses Jahr gab es gleich zwei Höhepunkte am Fränkischen Abend: Zum einen wurde die Nützel-Mühle als bester Ausbildungsbetrieb 2021 geehrt und zum anderen wurde die neue bayerische Mehlkönigin Anna Straubinger von der Straubinger-Mühle in Rain am Lech inthronisiert. Ihre Vorgängerin Martina Knecht von der Knecht-Mühle in Obernburg-Eisenbach wurde entsprechend aus dem Amt verabschiedet. Der Präsident des Bayerischen Müllerbundes, Rudolf Sagberger, bedankte sich bei der scheidenden Bayerischen Mehlkönigin, Martina Knecht, für die Erfüllung ihres Amtes von 2017 bis 2021 und ihre gute Arbeit als „Gesicht“ und „Botschafterin“ unseres Grundnahrungsmittels Nummer eins, dem Mehl. Im Anschluss daran ernannte Rudolf Sagberger Frau Anna Straubinger von der Straubinger-Mühle im schwäbischen Rain am Lech zur neuen Bayerischen Mehlkönigin, gratulierte ihr herzlich und wünschte viel Erfolg bei ihrem ehrenwerten Amt.

IMG-20211030-WA0000

Wir möchten Frau Martina Knecht an dieser Stelle noch einmal herzlich für Ihre meisterliche Tätigkeit als Botschafterin unserer Produkte danken und Frau Anna Straubinger viel Erfolg für ihre Zeit als Bayerische Mehlkönigin wünschen.

Am Samstagmorgen drehte sich im Vortragssaal dann alles um die Müllereitechnik. In diesem Themenblock wurden zahlreiche technische Themen und Neuerungen belichtet. So referierte Gerald Hartmann von der Cube GmbH in Magdeburg über das Thema: „Digitale Instandhaltung von Mühlenbetrieben“.

Andreas Müller von der Bühler GmbH in Braunschweig und Felix Scharf von der Otto Crienitz KG in Wünschendorf stellten danach den „Umbau und Modernisierung einer Weizenmühle“ vor.

Christian Rückert aus Landshut sprach im Anschluss über „3D-Scan und die Vorteile beim Mühlenbau“. Die Vermessung mittels 3D-Techniken kann die Modernisierungs- und Umbauzeiten einer Mühle deutlich verkürzen, da sie eine detailgetreue Aufnahme des Bestandes ermöglicht.

Nach einer kurzen Pause stellten Franz Boeltzig, Jost Sühwold und Dennis Beutlig ihre DMSB-Projektarbeit vor. Sie befassten sich dabei mit dem Thema „Neubau der Netzung und Optimierung der Reinigung“.

Danach demonstrierte Jan Gausepohl von Gausepohl Concepts in Rätzlingen den innovativen Neubau einer glutenfreien Hafermühle, bei dem Herr Gausepohl selbst die Projektleitung übernommen hat.

Den Abschluss der diesjährigen Volkacher Herbstfachtagung machten Andreas Kastenmüller und Franz Schmid von der Kastenmüller GmbH in Martinsried. In ihrem Vortrag stellten Sie den „Neubau eines Mühlensystems zur Feinvermahlung für Sonderprodukte“ vor.

Der Präsident des Bayerischen Müllerbundes, Rudolf Sagberger, dankte in seinem Schlusswort allen Müllerinnen und Müllern für ihr Kommen und das mitgebrachte Interesse und stellte nochmals die Wichtigkeit der Volkacher Müllereifachtagung in den Vordergrund. Abschließend bat er die Teilnehmer auch in Zukunft diese informative Plattform für die Branche zu nutzen, um sich untereinander auszutauschen, miteinander zu diskutieren und den eigenen Horizont zu erweitern.